Schürmann-Team mit viel Moral, aber ohne Punkte

Zum Start der Rückrunde traf die 1.Männermannschaft des ATV auf den bisher ungeschlagenen Tabellenführer TuSEM Essen 2. Ohne die verletzten Tobias Culm, Christoph Kleinelützum und Christian Welzel bewies der Turnverein Moral und mannschaftliche Geschlossenheit. Wurde aber - auch aufgrund einiger unglücklicher Schiedsrichterentscheidungen - dafür am Ende nicht belohnt. Nach einem 15:15 Unentschieden zur Halbzeit verlor der ATV nach einer megaspannenden Schlussphase mit 29:31 Treffern.

Zehn schwächere ATV-Minuten entscheiden das Spiel

Handball-Oberliga Männer: TV Aldekerk - TuSEM Essen 29:31 (15:15) / Gäste behalten Spitzenposition in der Liga
VON REINHARD PÖSEL

ALDEKERK Ein nicht unwesentlicher Aspekt des Spiels zwischen Tabellenführer TuSEM Essen und dem TV Aldekerk erzählt sich am einfachsten und besten von hinter her. 57:42 Minuten standen auf der Hallenuhr, da brandete von der gut gefüllten Tribüne bemerkenswert lauter Beifall auf. Zeitgleich reckte ATV-Trainer Achim Schürmann die Arme in die Luft. „Das ich das noch erleben darf“, kommentiert er die vorangegangene Entscheidung der Schiedsrichter, die zweieinhalb Minuten vor dem Spielende den ersten Essener Spieler mit einer Zweiminutenstrafe des Feldes verwiesen hatten. Nachdem die Männer an der Pfeife in den langen Minuten davor mit unschöner Regelmäßigkeit die vermeintlichen Härten auf Aldekerker Seite mit Zeitstrafen und Strafwürfen belegten und die Gäste unverständlicherweise verschonten.

„Und mir kann keiner erzählen, dass die Essener bis dahin lammfromm Handball gespielt hätten“, sagt Schürmann, dessen Mannschaft sich auch in der taktischen Ausrichtung durch eine „fast schon tragische Fehlentscheidung“, sagt Schürmann, zu einem frühen Zeitpunkt des Spiels benachteiligt sah. Gemeint war die innerhalb von vier Minuten ausgesprochene zweite Zeitstrafe gegen Co-Trainer Jens Schnaithmann, der in der Abwehr die Position des mit einer Leistenverletzung ausgefallenen Christian Welzel einnahm und gegen Marcus Bouali im rechten Rückraum spielte. „Vor dem Hintergrund hat die unberechtigte Hinausstellung richtig weh getan“, sagt Schürmann, dessen Team aus personeller Sicht arg gebeutelt in die Partie gehen musste. Neben Welzel standen auch Christoph Kleinelützum, Tobias Culm und Lars Wittwer nicht zur Verfügung. Von daher könne er seiner Mannschaft auch keinen Vorwurf machen, wie sie den mit drei Spielern aus dem Profikader angetretenen Tabellenführer bekämpft hat, sagt Schürmann.

Die Aldekerker hatten einen sensationell guten Einstand in das Spiel. Sie standen in der Abwehr gut, suchten frühzeitig den Körperkontakt mit den Essener Rückraum-Spielern, so dass den Würfen, die den Kasten von Florian Lindenau erreichten, viel von ihrer Gefährlichkeit genommen wurde. Und auch das Angriffsspiel der Gastgeber überzeugte in der Anfangsviertelstunde - es wurde sicher kombiniert, einfache und wirkungsvolle Spielzüge gezeigt, verbunden mit großem Laufvermögen. Zum Teil lag der ATV mit drei Treffern in Führung, musste in der 23. Minute erstmalig den Ausgleich hinnehmen und geriet kurz darauf ein erstes Mal in Rückstand. Die Mannschaft von TuSEM-Trainer Mark Dragulski hatte den Grün-Weißen mit einer gut stehenden 6:0-Deckung nach und nach die Luft aus den Segeln genommen. Geduldig spielte TuSEM die Angriffe herunter und wartete sehr lange, bis sich die Möglichkeit eines sicheren Abschlusses bot. Wobei sich die Essener besonders auf den 19-jährigen Lasse Seidel verlassen konnten: Acht Treffer von der linken Außenposition und fünf verwandelte Siebenmeter sprechen für dessen Klasse.

Die Entscheidung des Spiels fiel zwischen der 40. und 50. Minute, als sich die Aldekerker schwer taten, ihre Angriffe gegen die rote Essener Abwehrwand erfolgreich abzuschließen. „Da hat man gemerkt, dass wir unsere Tore mit viel Aufwand erzielen mussten. Kraft, die uns in dieser Phase fehlte“, sagt Schürmann. Ganz anders die Gäste, die weiter munter drauflos spielten und sich bis zur 52. Minute auf vorentscheidende 28:23 absetzen konnten. 31:29 hieß es für sie am Ende - ein „verdienter Sieg“, sagt Schürmann.

Publikation Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe Rheinische Post Geldern
Erscheinungstag Montag, den 14. Januar 2013
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